(11.12.2024)

Die Herausforderungen der Speditionen und Transportunternehmen von heute werden zu den logistischen Hürden von Handel und Industrie von morgen. Viele der Ende 2023 veröffentlichten Prognosen zur Entwicklung des Transportmarkts sind 2024 eingetreten. Zum Beispiel der Anstieg der Transportpreise aufgrund gestiegener Personal- und Betriebskosten, die zunehmende Bedeutung von Teil- und Zuladungen sowie leider auch der Anstieg der Insolvenzen und Geschäftsaufgaben im Transportsektor. Neugründungen und Übernahmen waren am Markt kaum zu beobachten, sodass die Kapazitäten insgesamt abgenommen haben. Der anhaltende Fahrermangel wird diesen Trend voraussichtlich auch 2025 weiter anheizen und künstliche Intelligenz wird nicht die Lösung aller Probleme sein.

Wie Gunnar Gburek, Head of Business Affairs von TIMOCOM, auf die Entwicklung der Logistik im kommenden Jahr blickt und worauf Unternehmen vorbereitet sein sollten, formuliert er in 10 Thesen für die Transportbranche 2025.

1. Qualifizierte Fahrer sowie Disponenten bleiben rar und KI (noch) kein Ersatz

2025 werden weiterhin kaum neue und vor allem nicht ausreichend qualifizierte Fahrer auf dem Markt verfügbar sein. Gleiches gilt für Disponenten und Mitarbeiter im Speditionsgeschäft. Zwar bieten zahlreiche Softwareunternehmen KI-gestützte Lösungen zur Entlastung der Disponenten an, bis diese flächendeckend in Speditionen zum Einsatz kommen, wird jedoch noch einige Zeit vergehen. Und auch dann ist fraglich, ob sie wirklich den Personalmangel vollumfänglich auffangen können. Autonomes Fahren wird 2025 ebenfalls noch kein Thema sein, sodass der Mangel an Kraftfahrern allgegenwärtig bleibt. Es gilt also weiterhin die vorhandenen Mitarbeiter gut zu behandeln und ihnen Wertschätzung gegenüber zubringen - das sollte übrigens für die gesamte Gesellschaft tun, ihre Leistung ist schließlich genauso systemrelevant wie die der Mitarbeiter bei Polizei, Feuerwehr oder im Gesundheitssystem!

2. Transportpreise steigen aufgrund mangelnder Kapazitäten

Bedingt durch die stetige Abnahme der Kapazitäten bei gleichbleibend hohem Transportaufkommen wird um die Kapazitäten gekämpft und für kurzfristige Transporte höhere Preise geboten werden müssen. Das ist insbesondere für die Speditionen bitter, die langfristige Verträge zu aktuellen Preisen abgeschlossen haben. Durch saisonale Schwankungen wird es zwar preislich entspanntere Phasen geben, das Niveau wird jedoch insgesamt über den Vorjahren liegen und bleiben. Wenn die Nachfrage nach Frachtraum im Jahr 2025 aufgrund eines leichten Wirtschaftswachstums ansteigen sollte, könnte der anhaltende Frachtraummangel und die damit verbundenen hohen Preise das eine oder andere zarte Pflänzchen Aufschwung schnell wieder absterben lassen. Ware, die nicht beim Kunden landet, kann auch nicht abgerechnet werden. Kapazitäten sichern, indem man seine Dienstleister gut behandelt, bleibt das Gebot der Stunde. Der Wandel vom Käufer zum Verkäufermarkt wird immer deutlicher.

3. Noch mehr Insolvenzen und Geschäftsaufgaben

Trotz steigender Preise für Transporte haben am Ende immer mehr Frachtführer weniger übrig, denn die Kostensteigerungen werden dadurch kaum aufgefangen. Einige geraten dadurch in geschäftliche Schieflage bis hin zur Insolvenz, andere versuchen der Misere zu entgehen, indem sie versuchen, ihr Unternehmen zu veräußern. Dies gelingt jedoch kaum jemandem, weil auch größere Unternehmen kein Interesse an einer Erweiterung durch Zukäufe haben. Ebenfalls problematisch ist für viele kleine Unternehmen die Tatsache, dass die nachfolgende Generation kaum noch bereit ist, das Familienunternehmen weiterzuführen. Ende 2025 wird es deutlich weniger Frachtführer geben als heute und dementsprechend auch reduzierte Kapazitäten.

4. Steigende Energiekosten erschweren langfristige Verträge

Die Personal-, und Betriebskosten sind 2024 deutlich gestiegen. 2025 wird diese Tendenz durch eine zunehmende Anzahl von Krisen und das voraussichtliche Anhalten der Kriege in der Welt, vor allem bei den Energie- und Dieselpreisen, weiter anhalten. Frachtführer und Spediteure wird dies erheblich belasten und die eh schon geringen Gewinnmargen weiter schmälern. Deshalb werden sie ihr Risiko bei längerfristigen Verträgen senken wollen, entweder durch verschärfte Dieselfloater oder anderen Variablen. Voraussichtlich werden sich einige auch grundsätzlich seltener auf langfristige Ausschreibungen bewerben und über Marktplätze eher kurzfristige, lukrative und weniger risikoreiche Angebote suchen. Denn der Mangel an Transportkapazitäten führt dazu, dass dies für viele Auftraggeber der einzige Weg ist, an Frachtführer zu kommen, insbesondere in den Spitzenzeiten um Ostern oder Weihnachten. Natürlich zu anderen Konditionen als bei Rahmenverträgen, die teilweise mehr als ein Jahr gültig sind.

5. Weniger Komplettladungen – mehr Teilladungsverkehre

Aufgrund der stagnierenden Wirtschaft wird das absolute Transportaufkommen 2025 zumindest in Deutschland insgesamt kaum steigen. Die Anzahl der Sendungen wird aber voraussichtlich nicht abnehmen, produzierende Unternehmen werden nur gezwungenermaßen kleinere Sendungen beauftragen müssen. Dies führt zu mehr Teilladungen, die einfacheren Komplettladungen (FTL) werden weniger. Für Auftraggeber wird es also teurer und die Dienstleister haben deutlich mehr Aufwand. Nicht zuletzt werden dadurch auch leider die Leerkilometer zunehmen, eine Entwicklung die eigentlich eher in die andere Richtung laufen sollte!

6. Kooperation und Vernetzung gegen Kapazitätsengpässe

Der anhaltende Druck auf Transportkapazitäten und Kosten lässt immer mehr Unternehmen darüber nachdenken, sich stärker untereinander zu vernetzen und gegenseitig zu helfen. Viele stellen in diesen schwierigen, komplexen und unsicheren Zeiten fest, dass sie im Alleingang kaum noch vorankommen. Hier ist mehr Kollaboration gefragt. Aber unterschiedliche Systeme zwischen den Unternehmen erschweren die Kommunikation, Medienbrüche sind höchst fehleranfällig und manuelle Prozesse binden kaum noch vorhandene personelle Ressourcen. Daher gewinnen Schnittstellen und digitale Plattformen immer mehr an Bedeutung. Auch wenn dies die Transparenz erhöht und den in der Branche traditionell vorherrschenden Kundenschutz angreift: Das Risiko, Auftraggeber zu verlieren, ist angesichts der knappen Kapazitäten kalkulierbar. Es gibt auch 2025 genug zu tun.

7. Einfrieren des LkSG wird die Gemüter nur kurzfristig beruhigen

Durch das Aussetzen des LkSG wird nur kurzfristig eine Entlastung und eine Beruhigung der Gemüter festzustellen sein. Denn die Anforderungen bleiben auch ohne Kontrollen bestehen und weitere Compliance-Regelungen werden zusätzlichen Aufwand mit sich bringen. Der massiv geforderte Bürokratieabbau wird also auch 2025 nicht stattfinden. Der Frust darüber, dass ein Großteil der Bürokratie auf dem Rücken der KMU, die nicht direkt betroffen sind, abgeladen wird, führt zu immer mehr Unmut und verstärktem Druck auf die Transportverbände. Diese werden aber zunächst einer handlungsunfähigen Politik gegenüberstehen. Und daran wird sich voraussichtlich im gesamten Jahr 2025 kaum was ändern. Ob wenigstens das BAFA durch seine angekündigten Handreichungen in Sachen LkSG für etwas mehr Durchblick sorgen kann, ist auch noch nicht ausgemacht. Immerhin wurde inzwischen offiziell bestätigt, dass zumindest in Sachen CSRD die Angaben über den CO2-Ausstoß auf Basis von Schätzwerten zulässig sind. Die Diskussionen über Nachteile gegenüber ausländischen Wettbewerbern, bei denen die Anforderungen gar nicht zur Anwendung kommen bzw. entsprechend nachlässiger verfolgt werden, werden definitiv nicht abnehmen!

8. Zurückhaltender Einsatz von Elektro- und Wasserstoff-LKW

Der Einsatz emissionsarmer Fahrzeuge wird 2025 weitere erste Gehversuche erleben. Vor allem mittelständische und große Transportunternehmen haben mit Praxistests der neuen Antriebstechnologien begonnen. 2025 werden sie, da wo sie es als sinnvoll erachten und da, wo sie von den OEM überhaupt Fahrzeuge erhalten, Testläufe weiter ausbauen. Allerdings wird die Unsicherheit, welche Technik sich am Ende durchsetzt, bleiben. Deshalb wird es noch nicht für den von der Politik erhofften nennenswerten Beitrag zur CO2-Reduzierung reichen. Vor allem für Industrie und Handel wird deren Einsatz mit Blick auf CSRD-Richtlinien aber an Bedeutung gewinnen. Eine größere Rolle könnte hierbei der Ersatzdiesel HVO-100 spielen, wenn er in größeren Mengen als umweltfreundlicher Antriebsstoff zur Verfügung steht. Trotz zahlreicher Bedenken erscheint dies aktuell machbarer als der schnelle Ausbau der Wasserstoff- oder E-Ladestationen.

9. Kein Zuwachs bei Verlagerung auf die Schiene

Trailer oder Waren vermehrt auf der Schiene zu transportieren wird im kommenden Jahr nicht nur aufgrund der infrastrukturellen Hürden kaum zunehmen. Auch die Bahn hat Schwierigkeiten, ausreichend neue, qualifizierte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu finden. Im kombinierten Verkehr wird es nur vorangehen, wenn die Frachtführer ihre Kapazitäten vermehrt mit kranfähigen Trailern ausbauen. Zumindest in der ersten Jahreshälfte wird hier noch Zurückhaltung zu spüren sein. Erst mit einem Wiederanstieg der Wirtschaftsleistung werden Transportunternehmer wieder mehr Investitionen vornehmen. Aber nur wenn die Politik die Rahmenbedingungen deutlich verbessert, wird dies einen langfristig nachhaltigen Effekt auf die Verkehrsverlagerung haben. An einen spürbaren zusätzlichen Einzelwagen- oder Wagengruppenverkehr glauben nur die Bahnen selbst oder unerschütterliche Optimisten. Zu schlecht ist die Performance des Bahnverkehrs in diesem Sektor und die immer kleiner werdenden Sendungen sprechen auch gegen die Verlagerung, so sinnvoll und umweltfreundlich sie auch sein möge.

10. Cybercrime-Gefahr in ungeschützter Umgebung

Mithilfe des technischen Fortschritts wie z.B. durch KI und dessen Einsatz wird es auch für Kriminelle immer einfacher, neue Wege zur Täuschung und Betrugsmaschen zu finden. Einen 100%igen Schutz zu jeder Zeit kann niemand garantierten. Die Sicherheit von IT-Systemen verlangt deshalb kontinuierliche Maßnahmen und regelmäßige Updates sowie besondere Wachsamkeit der Mitarbeiter. Das ist gerade für kleine Unternehmen eine große finanzielle Belastung und personeller Aufwand. In der Transportbranche sollten Unternehmer vor allem bei Angeboten von vermeintlich seriösen Dienstleistern oder Aufträgen per E-Mail kritisch sein und die Angaben detailliert prüfen. Leider wird es auch 2025 zu Fällen kommen, in denen abseits von sicheren Plattformen und Marktplätze Cyberkriminelle „offene Türen“ finden. Verhindern kann man dies nur, wenn die Branche sichere digitale Wege und Netzwerke mit geprüften Akteuren nutzt, die eine höhere Sicherheit bieten.

Quelle: TIMOCOM

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