(15.04.2024)

Vom Main-Donau-Kanal zur Isental-Autobahn, vom Fränkischen Seenland zum Flughafen im Erdinger Moos: Der Freistaat Bayern erlebt in den vergangenen Jahrzehnten eine umfassende Modernisierung und ändert sein Gesicht. Transport und Logisatik spielen dabei eine tragende Rolle und bringen den Wandel in Bewegung. Die Bayernausstellung spürt vom 19. April bis 22. Dezember 2024 bayerischen Großprojekten nach und beschreibt den Wandel des Landes von 1945 bis heute.

 Bayernausstellung "Ois anders: Großprojekte in Bayern 1945-2020" Museum Haus der Bayerischen Geschichte Donaumarkt Regensburg Foto: altrofoto.de

Die Ausstellung ist selbst als Baustelle inszeniert und präsentiert sich mit einer 50 Meter umspannenden Projektionsfläche und vielen digitalen Angeboten als interaktives Erlebnis.

Die 500 Quadratmeter umfassende Schau ist als nachhaltiges und klimafreundliches Modellprojekt geplant. Im Ausstellungsbau sollen ausschließlich wiederverwendbare Elemente eingesetzt werden. Bei allen Anschaffungen steht eine gute Nachnutzbarkeit im Mittelpunkt. Der ökologische Fußabdruck der Bayernausstellung soll insgesamt so gering wie möglich ausfallen. Die Maßnahmen werden auf www.hdbg.de dokumentiert.

Von Wiederaufbau und Planungseuphorie

Die Ausstellung setzt in der Nachkriegszeit ein: Viele bayerische Städte liegen in Trümmern, fast zwei Millionen Vertriebene und Flüchtlinge kommen in Bayern an und benötigen Arbeit und Unterkunft. Mit Vertriebenenstädten wie Traunreut, Waldkraiburg oder Neutraubling entstehen auf ehemaligen Militäranlagen und Flugplätzen gänzlich neue Orte. Bald schon geben Wirtschaftswunder und Planungseuphorie den Takt im Freistaat vor.

Großprojekte wie der Main-Donau-Kanal oder das erste kommerzielle Atomkraftwerk der Bundesrepublik im schwäbischen
Gundremmingen entstehen. Seit den 70er Jahren nehmen Denkmal-, Umwelt- und Naturschützer die großen Bauvorhaben zunehmend kritisch in den Blick.

Tourismus, Energie und Mobilität

Der bundesweit erste Nationalpark wird 1970 im Bayerischen Wald gegründet und unter anderem aufgrund des dort wütenden Borkenkäfers lange heftig bekämpft, während das Fränkische Seenland zu den weniger umstrittenen Projekten zählt. Beide Regionen sind inzwischen beliebte touristische Ziele und erleben breiten Rückhalt. Eine Gratwanderung ist
lange Zeit das Bauen in den bayerischen (Vor-)Alpen. Ganzjährige, klimafreundliche und nachhaltige Angebote werden seit einigen Jahren vermehrt zum Ziel erklärt.

Eine abschließende Bewertung ist bei vielen Bauvorhaben und Großprojekten weder einfach noch eindeutig, wie ein Beispiel aus Schwaben zeigt: Der Lech, einst der wildeste der bayerischen Alpenflüsse, dient einerseits mit seinen rund 30 Wasserkraftwerken als zuverlässiger Lieferant erneuerbarer und CO 2-neutraler Energie. Andererseits wird sein ökologischer Zustand aufgrund der Schäden an Tier- und Pflanzenwelt durch Staustufen und Hochwasserbauten nur mit “mäßig“ bewertet.

Neben der Energieproduktion zielen viele Großprojekte auf eine Steigerung der Mobilität. Aufgrund des zunehmenden
Verkehrsaufkommens wird das Straßennetz im Freistaat weiter ausgebaut. Zu den umstrittensten Strecken gehört die Isental-Autobahn. Ein jahrzehntelanger Konflikt inklusive juristischer Auseinandersetzungen begleiten den Bau der Teilstrecke der A94. Anders im Erdinger Moos: An der Notwendigkeit eines neuen Großflughafens für München gibt es in
den 1960er Jahren kaum Zweifel. Der 1992 eingeweihte Flughafen entwickelt sich bald zum wirtschaftlichen Motor und wird stetig erweitert.

Belebender Bauboom in Regensburg

Hitzige Kontroversen gibt es seit Kriegsende über die Entwicklung von Bayerns Städten. Soll Altbausubstanz erhalten bleiben oder Neubauten und Verkehrswegen Platz machen? Die Bayernausstellung veranschaulicht den Weg vom strukturschwachen Sorgenkind zur „Boomtown“ am Beispiel Regensburgs, wo trotz einiger Eingriffe ins historische Stadtbild eine Stadtautobahn und so manch andere Bauprojekte verhindert werden.

Alles in allem: Aufbau, Umbau, Ausbau, wohin man schaut. Die einen jubeln über den Fortschritt, die anderen klagen über die Naturzerstörung. Vieles ist heute aus unserer Wohlstandsgesellschaft kaum mehr wegzudenken. Das HdBG präsentiert die Projekte mit Pro und Kontra, ohne sich selbst festzulegen. Es sieht seine Aufgabe darin, eine Diskussionsgrundlage zu bieten. An der Lösung, wie zukünftig Großprojekte anzugehen sind und was dabei zu berücksichtigen ist,
können sich am Ende der Ausstellung die Besucherinnen und Besucher selbst versuchen.

Quelle: HdbG

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