(10.12.2024)
Der LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. erkennt im Beharren der Gewerkschaft auf Maximalforderungen fehlende Bereitschaft für zielführende Verhandlungsgespräche.
Ein Arbeitgeber, der die Leistung seiner Mitarbeitenden als „grottenschlecht und indiskutabel“ bezeichnet, wird auf dem Weg zum gemeinsamen Gelingen kaum vorankommen. Im Gegenteil – und wie die Geschichte beweist – ist „Alternativlosigkeit“ keine tragfähige Strategie für Dialog und Entwicklung. Unter diesen Vorzeichen nimmt der LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. mit Bedauern die im Wortlaut des Zitats identischen Signale der Arbeitnehmervertretung im aktuellen Tarifstreit wahr.
„Wer sich vom Verhandlungstisch zurückzieht und dort seine Maximalforderungen liegen lässt, scheint an einem konstruktiven Dialog nicht interessiert zu sein“, so LBS-Geschäftsführerin Sabine Lehmann. „Tarifverträge spiegeln das Leben in ihrer jeweiligen Branche wider, nicht aber sollen sie machtpolitische Ansprüche zementieren. Wir würden uns ja gern Gedanken darüber machen, worüber wir mit der Gewerkschaft verhandeln können. Aber dieser Zugang ist bisher bewusst versperrt.“ Die von ver.di aufgestellten Maximalforderungen würden bedeuten, dass die Entgelte im gewerblichen Bereich zwischen circa 10 Prozent bis über 14 Prozent steigen sollen. Im kaufmännischen Bereich reicht die Spannbreite von knapp 9 Prozent bis über 15 Prozent.
Auch andere Aussagen der Arbeitnehmerseite zeugen von einer gewissen Kreativität in der Interpretation von Zahlen. In diesem Jahr allein lagen die Erhöhungen (aus dem Abschluss 2022) bei 170,00 Euro in zwei Stufen – das macht eine Erhöhung zwischen 5,5 und 7 Prozent für alle Lohngruppen aus. Vorangegangen war im Jahr 2023 bereits eine deutliche Erhöhung von 130,00 Euro für alle Lohngruppen.
„Wir widersprechen in aller Deutlichkeit den Aussagen von ver.di, dass kein ,Aufholen der Inflation seit 2021' und damit ein ,Kaufkraftverlust in Höhe von mindestens 4 Prozent' stattgefunden hat." Wer sich die Zahlen anschaut und mit den offiziellen Werten zur Inflationsrate abgleiche, könne erkennen, "dass die Erhöhungen dieses Jahres die Inflation sehr wohl ausgeglichen haben und sogar leicht darüber liegen“, sagt Lehmann mit Blick auf dokumentierte Zahlen.
Der Branchenverband macht in diesem Zusammenhang noch einmal darauf aufmerksam, dass das gegenwärtig hohe Aufkommen im Weihnachtsgeschäft nicht darüber hinwegtäuschen darf, dass für Spedition und Logistik wirtschaftlich deutlich angespannte Zeiten bevorstehen. „Selbst das Weihnachtsgeschäft liefert Signale auf diese Schwächephase“, sagt Lehmann und zitiert den Handelsverband HDE: „Dem in diesem Jahr durchwachsen gestarteten Weihnachtsgeschäft fehlte es auch in der Woche vor dem zweiten Advent noch an Schwung.“
Als Querschnittsdienstleiter sind Spediteure und Logistiker stark abhängig von mehreren konjunkturellen Faktoren, bei denen sämtliche Signale auf „Vorsicht“ gestellt sind: Rückgängiger Konsum, schwindende Industrieproduktion, angedrohte Zölle auf europäische Produkte in den USA, anhaltende politische Krisen und kriegerische Konflikte. All das sind überaus schwierige Rahmenbedingungen für die Exportnation Deutschland. Wo wenig im- und exportiert wird, wird wenig transportiert. Lehmann: „Die Arbeitnehmerseite blendet derzeit alles aus, was nicht ins Bild passt: Arbeitsplatzabbau, die steigende Zahl an Insolvenzen, das Abwandern von Unternehmen in Schlüsselindustrien, das weitere Ansteigen der Bürokratielasten für Unternehmen und dergleichen mehr, und hofft, dass eine zukünftige Bundesregierung mit einem Federstrich Wunder bewirken kann…“
Vor diesem Hintergrund appelliert der LBS an die Gewerkschaft, mit konstruktiven Vorschlägen und der Bereitschaft zum sachgerechten Dialog an den Verhandlungstisch zurückzukehren und die Verhandlungen wieder aufzunehmen. Die Wertschätzung den Beschäftigten in der Logistik gegenüber sollte sich darin ausdrücken, dass man über einen vernünftigen Abschluss verhandelt, statt für derzeit nicht abbildbare Forderungen Streiks vom Zaun zu brechen.