(17.03.2021)
Interview mit Markus Kaiser, Vorsitzender Fachausschuss Berufliche Bildung im LBS – Landesverband Bayerischer Spediteure e.V., und seiner Stellvertreterin Ruth Pflaum, beide Mitglieder im Präsidium des LBS.
Die Arbeit im Versandlager oder als Fahrer von Lkws prägen in der Öffentlichkeit das Bild von Berufen in Speditions- und Logistikunternehmen. Wie attraktiv ist ein Ausbildungsberuf in der Branche wirklich?
PFLAUM Um mit dem ersten Vorurteil gleich aufzuräumen: Wer im Versandlager oder im Cockpit eines Lkw arbeitet, hat einen spannenden und abwechslungsreichen Beruf. Die Wertschätzung für diese Tätigkeiten ist in der jüngsten Zeit glücklicherweise stark gewachsen – und mit ihnen das Anforderungsprofil und die Vielfalt der Ausbildungsinhalte.
KAISER Das gilt auch für alle anderen Berufe, die in unserer Branche typisch sind – von den Speditionskaufleuten bis zu den unterschiedlichen Fachkräften, zum Beispiel für Kuriergut oder Möbellogistik. Die Nachfrage nach den entsprechenden Dienstleistungen wächst, denken wir nur an den Boom beim Online-Handel. Entsprechend gesucht sind Nachwuchskräfte in den Unternehmen.
Wie wirkt sich die Corona-Krise auf die Ausbildung in den Unternehmen aus?
KAISER Keine Frage, auch wir hatten damit zu kämpfen, dass zum Beispiel die Berufsschulen zeitweise geschlossen waren oder Unterricht nur eingeschränkt stattfinden konnte. Aber auch hier haben wir im Team clevere Lösungen gefunden, damit die Ausbildung ohne Abstriche weitergehen kann. Wie das in der Logistik eben so ist: Wir finden immer einen Weg, damit die Ware – in diesem Fall Wissen und Erfahrung – direkt und sicher ans Ziel kommt.
PFLAUM Transport und Logistik waren und sind eine der Schlüsselbranchen, um die Krise zu bewältigen. Vom ersten Tag an und allen Einschränkungen zum Trotz hat unsere Branche ihre Arbeit aufrechterhalten und damit dazu beigetragen, dass Wirtschaft und Gesellschaft auch im Lockdown gut und zuverlässig versorgt waren. In bestimmten Bereichen waren durch unsere Dienstleistungen die notwendigen Lieferketten erst möglich. Dies alles haben unsere Auszubildenden „live und in Farbe“ miterlebt, eine wertvolle Erfahrung, auch wenn es sicher manchmal anstrengend war.
Wie wird’s denn weitergehen? Wie sehen die Zukunftsperspektiven aus?
PFLAUM Es gehört zu den größten Fähigkeiten unserer Branche, dass wir uns immer wieder neu darauf einstellen, was unsere Kunden brauchen und was sich die Kunden unserer Kunden wünschen. Manchmal kommen die Veränderungen sozusagen über Nacht, als Folge positiver wie negativer Ereignisse. Als vor ein paar Jahren der Schienengüterverkehr am Rhein wegen eines Erdrutsches über viele Wochen ausfiel, haben unsere Unternehmen so schnell für Ersatz gesorgt, dass es fast niemand gemerkt hat. Oder wenn zu Weihnachten rund um den Globus die neuen Playstations eingeflogen und weiterverteilt werden, dann fällt das nicht vom Himmel, sondern entsteht aus harter Arbeit. Daran wird sich auch in Zukunft nichts ändern.
KAISER Spedition und Logistik reagieren sehr sensibel auf Krisen. Aber wir wissen auch genau, wie wir reagieren müssen. Weil wir es können. Das liegt an den hoch qualifizierten Mitarbeiter:innen, die ihr Talent bei uns entfalten. Sie haben es in der Hand, mit welchem Tempo und welcher Qualität vor allem die Wirtschaft nach der Krise in die Normalität zurückkehren kann, weil ausreichend Rohstoffe, Bauteile und Produkte verfügbar sind. Wir erleben die Veränderung derzeit nicht nur hautnah mit, sondern wir gestalten sie aktiv. Dazu sind wir in der Lage, weil der effiziente Umgang mit Krisen, kleinen wie großen, bei uns zur Ausbildung von vorneherein dazugehört.
Welche Rolle spielt die Digitalisierung dabei?
PFLAUM Es ist für Unternehmen unserer Branche schon längst selbstverständlich, digital zu arbeiten. Das gilt für die Abläufe im Unternehmen von der Planung bis zur Steuerung und Dokumentation genauso wie für Verwaltungsarbeit oder die weltweite Kommunikation. Egal, ob wir Lebensmittel im Landkreis ausliefern oder Hightech-Exporte in alle Welt befördern: Überall steckt jede Menge Digitalisierung drin. Und da wissen wir inzwischen wirklich, was Digitalisierung bedeutet.
KAISER Wir stellen das auch immer wieder bei unseren Auszubildenden fest: Aus anfänglicher Skepsis wird schnell Begeisterung für die Möglichkeiten, die sich durch den Einsatz digitaler Tools in unserer Branche ergeben. Fachinformatiker:innen und Kfz-Mechatroniker:innen gehören zu den Berufen mit besonders guten Perspektiven in unserer Branche.
LBS_PM_Woche_der_Ausbildung_2021_03_17.pdf179.04 KB
Quelle: LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V.