Die Speditions- und Logistikbranche sieht in Bayern durchaus Potential, Flüchtlinge in den branchenspezifischen Arbeitsmarkt zu integrieren. Bereits heute engagieren sich einige Mitgliedsunternehmen, die über Praktika versuchen, Flüchtlinge an den Arbeitsmarkt der Branche heranzuführen. Auch der LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. ist aktiv. „Wir sind der Auffassung, dass die Integration von Flüchtlingen eine der zentralen gesellschaftlichen Herausforderungen unserer Zeit ist. Dabei ist die Heranführung an den Bedarf der Branche und die dazugehörige Qualifizierung ein zentraler Faktor“, sagt Edina Brenner, Geschäftsführerin des LBS.
„Unsere Verbandsstrategie setzt deshalb an mehreren Punkten an: Wir haben für unsere Mitgliedsunternehmen einen Leitfaden zur Beschäftigung geflüchteter Menschen erstellt, tragen zur Entwicklung eines Kompetenzchecks für arbeitssuchende Flüchtlinge im Bereich Spedition und Logistik bei und engagieren uns direkt bei der Vermittlung von Asylsuchenden aus Flüchtlingslagern an unsere Mitgliedsunternehmen. Dabei sind Praktika für uns ein erster wichtiger Step“.
Der „Leitfaden für Spediteure zur Beschäftigung geflüchteter Menschen“ wurde vom LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. erstellt und in diesen Tagen an alle LBS-Mitgliedsunternehmen versandt. Dieser gibt einen kompakten Überblick über den Ablauf des Asylverfahrens, die daraus resultierenden Aufenthaltsstatus und Beschäftigungsmöglichkeiten inklusive Praktika und Ausbildung. Arbeitsrechtliche Rahmenbedingungen und eine Checkliste für den praktischen Einsatz in den Betrieben vervollständigen den Überblick. „Gleichzeitig können sich Mitgliedsunternehmen mit ihren Fragen an unsere Mitarbeiter wenden, die sich intensiv in das Thema eingearbeitet haben“, sagt Brenner.
Außerdem engagiert sich der LBS in einem vom Forschungsinstitut Berufliche Bildung f-bb durchgeführten Projekt für berufliche Kompetenzchecks. Zielgruppe sind Flüchtlinge, die bereits Integrations- bzw. Deutschkurse absolviert und angegeben haben, branchenspezifisches Wissen zu besitzen. In den möglichst praxisnahen Tests sollen deshalb berufliche Kenntnisse anhand von typischen Situationen aus dem Arbeitsalltag abgefragt werden. Durch die Einbindung von Videos, die Übersetzung in Französisch, Englisch und Arabisch und bspw. durch einfache Ja-Nein-Fragen sollen möglichst viele Flüchtlinge Zugang zu diesen branchenspezifischen Tests haben. Der LBS berät das Projektteam hinsichtlich der Fähigkeiten und Qualifikationen, die in der Speditions- und Logistikbranche benötigt werden. Das Projekt wird durch das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie gefördert und maßgeblich von der vbw – Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft unterstützt.
In Zusammenarbeit mit „jobs4refugees.org“, einem Projekt zur Arbeitsvermittlung von Flüchtlingen, ist es dem LBS zudem in einem Pilotprojekt gelungen, Kontakte zwischen geeigneten Flüchtlingen aus einer Asylunterkunft im Münchner Umland und ortsnahen Speditions- und Logistikunternehmen herzustellen. Die Flüchtlinge sollen dort in den kommenden Wochen mit Praktika beginnen.