Der LBS - Landesverband Bayerischer Spediteure e.V. sieht eine gesetzliche Regelung zur Tarifeinheit als nötig und wünschenswert an. Diese Regelung ist erforderlich, um eine Lösung beim Aufeinandertreffen einer Branchen- mit einer Spartengewerkschaft zu finden. Der jetzige Gesetzesentwurf vernachlässigt allerdings die Konkurrenzsituation zweier großer Branchengewerkschaften.
Das im Tarifeinheitsgesetz maßgebliche Mehrheitsprinzip lässt außer Acht, dass in einigen Branchen – so auch in der Speditions- und Logistikbranche – zwei große Gewerkschaften (ver.di & IG Metall) konkurrieren. „Wir befürchten, dass das Mehrheitsprinzip diese Konkurrenzsituation zu Lasten der Arbeitgeberseite noch verstärkt. Hier muss die Gewerkschaft zuständig sein, die dem wirtschaftlichen Schwerpunkt des Betriebes am nächsten steht", sagt Edina Brenner, LBS-Geschäftsführerin.
Die Speditions-und Logistikbranche hat sich erheblich weiterentwickelt. Neben der Organisation von weltweiten Transportketten nimmt die Branche an großen Logistikausschreibungen der Industrie teil. Diese werden auf Basis ihrer eigenen Tarifwerke kalkuliert und sind mit der Gewerkschaft ver.di abgeschlossen. Die Zuständigkeit der Gewerkschaft ver.di wird bereits heute in der Kontraktlogistik von der Gewerkschaft IG Metall in Frage gestellt und der Kampf um die Mehrheit der Mitglieder hat dort bereits begonnen. Das Mehrheitsprinzip würde das Ringen um Mitglieder zwischen den großen Gewerkschaften noch verstärken. Die Folge: Personalkosten können für ein Angebot nicht mehr seriös kalkuliert werden, weil unklar ist, welcher Tarifvertrag gilt.
„Das heißt für uns", sagt die LBS-Geschäftsführerin, „Tarifeinheit nach dem Mehrheitsprinzip, als Grundsatz gerne. Jedoch nur, wenn in einer Ausnahmeregelung berücksichtigt wird, dass in den Fällen, in denen zwei große Branchengewerkschaften miteinander um Mitglieder konkurrieren, diejenige Gewerkschaft zuständig ist, die dem wirtschaftlichen Betrieb sachlich näher steht".
Auch für andere Branchen sieht Brenner diese Problematik: „Der Kampf zweier großer Branchengewerkschaften in einem Unternehmen wird nicht bei der Speditions- und Logistikbranche Halt machen. Auch andere Branchen werden mit diesem Problem zukünftig zu kämpfen haben".